
Svenja Gräfen ist dir vielleicht bereits ein Begriff von den Poetry Slam Bühnen Deutschlands. Svenjas Texte sind feministisch und sozialkritisch. Nun veröffentlicht sie ihr erstes Buch „Das Rauschen in unseren Köpfen“. Kurz vor ihrer Buchpremiere im Grünen Salon Berlin haben wir uns mit ihre auf einen Kaffee, vielmehr auf ein Softgetränk, getroffen. Gequatscht haben wir natürlich über ihr Buch, aber auch über Feminismus und ihre Tipps hin zum ersten Buch.
Svenja, heute Abend liest du zum erste Mal aus deinem erstem Buch „Das Rauschen in unseren Köpfen“ vor. Wie kam es dazu, dass du ein eigenes Buch geschrieben hast?
Tatsächlich wollte ich schon immer so richtig klischeemäßig und kitschig seit ich klein bin ein Buch schreiben. Früher habe ich auch schon „Bücher“ geschrieben und die dann zusammen getackert. Bücher haben mich immer krass fasziniert. Irgendwann habe ich dann forciert begonnen auf Romanlänge zu schreiben und eine Geschichte zu finden, die genug Stoff hergibt.
In deinem Roman „Das Rauschen in unseren Köpfen“ geht es um ein Pärchen, das aus unterschiedlichen Gründen zusammen findet, bis es irgendwann nicht mehr geht. Hat die Liebe denn Grenzen?
Ich glaube, manchmal ist Liebe oder eine Beziehung zwischen zwei Leuten unmöglich und kann aus verschiedenen Gründen nicht funktionieren. Entweder weil die beiden Menschen zusammen nicht funktionieren oder weil es gerade eine Zeit ist, in der beide oder eben wie im Buch eine Person nicht fähig ist eine Beziehung zu führen.
Wenn man sich in solch einer Situation befindet, wie viel Eingeständnisse sollte man deiner Meinung nach in einer Beziehung machen?
Ich finde man muss da sehr auf sich achten und schauen wie weit man selber überhaupt gehen kann. Es entstehen immer ein Abhängigkeitsverhältnisse zueinander. Man sollte sich immer nur in dem Verhältnis für den Partner/ die Partnerin aufopfern, in dem man selbst körperlich und psychisch klar kommt. Es bringt niemand was, wenn man am Ende selbst leidet. Ich finde es kommt tatsächlich auch ein bisschen darauf an wie lange die Beziehung bereits Bestand hat. Es klingt zwar immer so doof und ich will da gar nicht werten, dass eine Beziehung, die erst seit ein paar Monaten besteht, nicht so viel wert ist wie eine langjährige.
Gibt es autobiografische Stellen in deinem Buch?
Nee, eigentlich gar nicht. Natürlich spielt die Geschichte in einem Milieu, in dem ich mich auch bewege. Ein Stück weit sind es Erfahrungen, die ich selber gemacht habe, aber die Geschichte und die Charaktere sind fiktional. Natürlich passiert es mal, dass man sich von Personen, die man kennt, beeinflussen und inspirieren lässt.
Wie war es für dich, das allererste Mal dein fertiges Buch in der Hand zu halten?
Ich bin gerade aus dem Urlaub gekommen. Wir hatten einen sehr turbulenten Flug. Ich habe in den letzten Jahren eine latente Flugangst entwickelt und saß in diesem Flugzeug und dachte die ganze Zeit „Oh Gott ich werde sterben“. Ich bin dann völlig fertig und verschwitzt zuhause angekommen und habe das Buch ausgepackt. Es war sehr krass. Ich kann es aber trotzdem immer noch nicht wirklich realisieren. Es ist immer noch surreal.
„Die Challenge unserer Zeit!“
Du schreibst schon länger Texte, bloggst viel zum Thema Feminismus und engagierst dich für Gleichberechtigung. Kannst du dich erinnern, wann der erste Punkt war, indem dir aufgefallen ist, dass irgendwas in unserer Gesellschaft nicht stimmt?
Ich glaube, dass kann ich gar nicht so genau sagen. Ich bin in einem Dorf in Rheinland Pfalz aufgewachsen und dieses „Internet“ war damals auch nicht so mega big. Ich hatte auch gar keine Berührungspunkte zum Begriff Feminismus, aber mich haben schon immer gewisse Sachen gestört und ich habe schon immer einen Unterschied bemerkt. Zum Beispiel in der Schule. Wenn Jungs sich daneben benommen haben und laut waren, war es immer so „Ach die Jungs, die bolzen mal wieder“. Wenn ein Mädel oder ich laut war, ging das gar nicht. Ich glaube, deswegen war ich immer schon sehr sensibilisiert dafür, ohne einen Begriff oder ein Wort dafür zu haben. Das kam dann erst durch Lektüre, Internet und tatsächlich Social Media, die Klassiker eben. Irgendwann habe ich angefangen die Missy zu lesen und bemerkt „Krass, so nennt man das, was ich fühle“.
„Feminismus ist doch Männerhass!“ Hast du bereits eine feste Antwort, mit der du solch einer Aussage entgegnet?
lacht Ja, eigentlich kann man sich da eine Standard Antwort überlegen. Wenn man es übersetzt, dann schließt es sich aus. Man kämpft für die Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Geschlechter, dann hasst man niemand. Ich habe das Gefühl, dass es vollkommen egal ist, was man da für eine mega schlaue Antwort parat hat. Die Leute, die das sagen, wollen das auch einfach denken. Ich glaube, dass ist die Challengen unserer Zeit, Wege zu finden diese Personen davon zu überzeugen, dass es Quatsch ist.
Wenn du dir aus allen Zutaten der Welt deine liebste Pizza zusammen stellen könntest, mit was würdest du sie belegen?
Geil. Ich liebe diese Fragen. Das ist tatsächlich mein liebstes Essen. Rote Paprika in Streifen, Feta, Zwiebeln, Oliven und Brokkoli. Das ist schon ganz schön geil.
LESERFRAGEN:
Wenn du eine Schriftart wärst, welche wärst du?
Mega geile Frage, vor allem da ich so ein Ding mit Schriftarten habe. Ich schreibe immer eine bestimmte Zeit lang nur in einer Schriftart und dann muss ich sie wieder ändern. Eine Zeit lang musste ich immer alles sofort auf Helvetica stellen und hatte das Gefühl, nur so schreiben zu können, auch mit einem bestimmten Zeilenabstand und einer bestimmten Dokument Formatierung. Aktuell finde ich das gar nicht mehr gut. Ich stehe total auf eine andere Pages Schriftart, die sehr klassisch ist. Ich könnte mich nicht entscheiden, welche Schritt ich wäre. Das ändert sich alle dreieinhalb Monate. lacht
Wie viel Mitspracherecht hattest du bei den Entscheidungen, die das Format und Aussehen deines Buches betrafen?
Ich kenne es von Kolleginnen, dass sie quasi gar kein Mitspracherecht hatten. Denen wurde irgendwann das fertige Buch vorgelegt „Hier ist das Buch. Gefällt dir? Wenn nicht dein Problem.“ Da bin ich sehr zufrieden mit Ullstein, sie haben mich wirklich immer gefragt. Selbst wenn alle bei Ullstein dafür waren, aber ich nicht damit zufrieden war, sind sie voll auf mich eingegangen. Was die Größe angeht und ob es ein Hardcover wird, wurde ich nicht gefragt. Ich war sehr glücklich, dass es ein Hardcover geworden ist und finde das Format super. Beim Cover, Klappentext und meiner Biografie konnte ich immer mit entscheiden.
Was rätst du denen, die gerne ein Buch schreiben möchten, aber noch den letzten tritt in den Hintern brauchen?
Auf jeden Fall immer machen. Schreiben, selbst wenn 80% davon wieder verworfen wird. Schauen, dass man die richtige Schriftart für sich einstellt lacht und immer Feedback einholen. Das müssen noch nicht mal Fachleute sein, das können Freund_innen sein, die gerne lesen. Wenn man wirklich mal vor einem leeren Blatt sitzt, bin ich ein großer Fan von einer Schreibübung, die immer in so Hippie DIY Magazinen angeboten wird – Automatisches Schreiben. Sich ein Blatt und ein Stift schnappen und einfach drauf los schreiben ohne den Stift ab zusetzten, egal was da für ein Gulasch raus kommt. Ob es nur Worte sind oder ganze Sätze ist ganz egal. Einfach schauen was passiert.
Vielen Dank Svenja für deine Zeit. Viel Erfolg mit deinem Buch !
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Buch Knispel
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